Mitsubishi DA-U310

Reparatur Mitsubishi DA-U310 Vollverstärker

 


Heute ein Kurzbericht über die Restaurierung eines relativ seltenen Vollverstärkers, nämlich den Mitsubishi DA-U310. Mitsubishi ist ja eher bekannt als namhafter Hersteller von Halbleitern, die seinerzeit in sehr vielen Geräten anderer big player zu finden waren. Ende der 1970er Jahre wollte Mitsubishi ebenfalls an dem boomenden und heiß umworbenen HiFi-Sektor teilhaben und hat selbst einige zT sehr gute Geräte auf den Markt gebracht. Einer davon war der DA-U310: Hergestellt zwischen 1979 und 1981 hat er damals 2x50W/8Ω geleistet, war mit 9 kg relativ schwer und kostete 500-600,- DM. Das Besondere an diesem Gerät ist – neben der klassischen Designsprache der 70er  - dass die Endstufen je Kanal mit vier Leistungstransistoren betrieben werden. D.h., es arbeiten jeweils zwei Transistoren parallel und erhöhen dadurch die Leistungsfähigkeit.

Der Verstärker hat zu mir gefunden, weil er vom Vorbesitzer „nicht mehr benötigt“ wurde. Auf den ersten Blick schien es sich um ein unverbasteltes Gerät zu handeln, mit altersbedingten kleineren Blessuren und in mehr oder weniger stark verstaubtem Zustand. Da die erste Grobprüfung keine ersichtlichen Mängel zeigte, nahm ich ihn zu Testzwecken in Betrieb. Das Gerät lief, die Beleuchtung der VU-Meter funktionierte einwandfrei, sämtliche Potis und Schalter funktionierten ebenfalls, jedoch mit zT Kratzgeräuschen, widerwilliger Betätigung und starken Aussetzern. Letztendlich kam doch noch Musik heraus: was will man mehr?

Bei näherem Hinsehen hat sich gezeigt, dass die Ausgangsspannung des linken Kanals nur ca. 60% des rechten Kanals betrug. In anderen Worten: die Ausgangsleistung des linken Kanals betrug nur  35% des rechten Kanals. Dies konnte auch an den VU-Metern abgelesen werden, was heißt, dass die Peak Meter funktionieren und plausibel Werte anzeigen.

  

Ein Blick auf das Main Amp Board offenbart, dass hier schon mal herumgebastelt wurde. Die Leistungstransistoren des linken Kanals wurden schon mal ausgebaut und/oder erneuert. Also habe ich die Transistoren ebenfalls ausgebaut und mit einem einfachen Testgerät geprüft mit folgendem Ergebnis:  Ein Leistungstransistor war kaputt und ein anderer hatte nur mehr eine sehr geringe Stromverstärkung. Dies erklärt jedenfalls den krassen Leistungsunterschied in den Messungen. Das Problem dabei ist wie so oft, dass diese Leistungstransistoren praktisch nicht mehr verfügbar sind, und falls doch, dann aus zweifelhaften Quellen. Als muß man sich auf die Suche nach geeigneten Ersatztypen machen. Ich habe alle vier Leistungstransistoren des linken Kanals gegen neue Ersatztypen getauscht und erneut einen Probelauf durchgeführt. Nun war alles im grünen Bereich, der Verstärker lief tadellos.



Also ging ich nun beruhigt an die Routinearbeit des Zerlegens, Reinigen, Prüfens und wieder Zusammenbauens. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch die Kontakte des Lautsprecher-Relais gereinigt, sämtliche Trimpotis ausgebaut und gereinigt und die Siebelkos geprüft, deren Kapazität noch innerhalb der Toleranzen lag. Ebenso habe ich den Verstärker auf 240 VAC umgestellt, was  durch Wechsel der 2AT Primärsicherung auf den 240 V Abgriff des Netztransformators möglich – und auch vom Hersteller so vorgesehen - ist. Zum Schluß habe ich noch den Ruhestrom eingestellt und die „Eichung“ der Peak-Meter lt. Service Manual vorgenommen.




Das Probehören war eine reine Freude: Der Verstärker spielt sehr kraftvoll und mit warmen und lebendigem Klang, die Drehregler weisen allesamt eine ausgezeichnete Haptik auf und funktionieren ohne Fehl und Tadel. Kurzum alles zur vollsten Zufriedenheit, bis sich einige Tage später im linken Kanal ein eigentümliches Klangbild bzw. eine unangenehme Klangkomponente eingeschlichen hat. Der Sound war plötzlich spröde und verzerrt, insgesamt am besten mit „brüchig, unrein und krächzend“ zu beschreiben.



Also wieder ab in die Werkstatt, wo das Phänomen beim Probehören jedoch nicht mehr auftrat. Das ist das, was der Techniker am meisten liebt: Fehler, die sich nicht wederholen bzw. nicht provozieren lassen. Schließlich trat der Fehler für kurze Zeit doch wieder auf: Am Oszilloskop zeigt sich die untere (negative) Halbwelle des linken Kanals stark deformiert, mit geknickter Form im Nulldurchgang. Da die Treibertransistoren ein ähnliches Bild zeigten, konnten die Transistoren der Endstufe als Fehlerursache ausgeschlossen werden. Eine weitere Signalverfolgung war leider nicht mehr möglich, da das Gerät plötzlich wieder normal spielte, also vollkommen ohne Verzerrungen! Jede Art von weiterer Provokation (Kälte, Wärme, Klopfen, Rütteln) zeigte keinerlei Wirkung – der Verstärker spielte stabil. Alle Betriebsspannungen waren ok, eine kleine kalte Lötstelle wurde nachgelötet und der Verstärker wurde für einige Tage wieder in Betrieb genommen, ohne dass das Phänomen wieder auftrat.

Aber irgendwann trat der Fehler doch wieder auf und ich konnte den Dual-Transistor am Eingang des Main Amps als defekt identifizieren. Auch hier wieder das gleiche Spiel: Ersatztransistoren sind praktisch nicht mehr erhältlich. Also habe ich zwei geeignete Transistoren thermisch gekoppelt und als Ersatz für den Dual-Transistor eingebaut. Seitdem funktioniert der Verstärker problemlos. Die gemessene Leistung liegt bei knapp 60 W an 6,8 Ω, der DC-Offset ist mit weniger als 2 mV sehr gering.




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