Exponentialhorn H1000/65 L210 mit Sonido und SEAS Breitbandlautsprechern
Das Gehäuse ist als Standlautsprecher mit Horn-Abstrahlung
nach unten („down-fire“) und so materialeffizient
wie möglich konzipiert. Die Besonderheit dieser Konstruktion besteht darin, daß
die Druckkammer samt Treiber als unabhängige und separate Einheit auf das Horn
aufgesetzt wird. Damit ist es möglich, verschiedene
Lautsprecher-Druckkammer-Systeme mit ein und demselben Horn zu testen bzw. zu
vergleichen. Solche Vergleiche haben mich schon immer interessiert und sind der
Grund dafür, daß ich das Horngehäuse auch mit dem SEAS Breitbänder getestet und bewertet habe.
Die Polklemmen sind an der Rückwand der Druckkammer angeordnet, in der erforderlichenfalls auch eine Frequenzweiche untergebracht werden kann. Um in der Druckkammer stehende Wellen so weit als möglich zu vermeiden, habe ich sie als trapezförmiges Prisma mit inwendiger Schräge aufgebaut.
Da ich den Materialeinsatz und damit auch das
Gesamtgewicht so gering wie möglich halten wollte, mußte sich die Gehäuseästhetik
der Konstruktion unterordnen. Bei genauem Hinschauen kann der prinzipielle
Hornverlauf dem Gehäuse bereits von außen abgelesen werden („form follows function“).
Die Druckkammer mit dem Breitbänder ist in
einer Höhe von 1,28 m positioniert, die Treiberachse ist horizontal
ausgerichtet Dies ermöglicht sowohl in einer aufrechten Sitzposition (H 120
cm), als auch in stehender Position noch einen guten Höreindruck. Um eine
individuelle Feinjustierung der Schallachse bzw. Neigung der Schallwand zu
ermöglichen, ist das Gehäuse auf vier justierbaren Stellfüßen (M10)
aufgeständert.
Das Gehäuse ist grundsätzlich aus verschieden starken MDF-Platten aufgebaut. Um die Dämmung des Gehäuses zu verbessern und die hyperbolische Hornkontour an kritischen Stellen sicherzustellen, habe ich punktuell Weichfaserplatten angebracht. Zur Glättung des Hornverlaufs sind in den Hornkehlen ebenfalls Weichfaser-Brettchen angeordnet. Die Rückwand habe ich an zwei ausgewählten Stellen mit MDF Steifen versehen.
Die Gehäuse
wurden mit Adler 1K-PU Lack „Havanna 13“
lackiert (1xHaftgrund, 1xGrundierung, 2x Deckanstrich). Dieses System hat sich
bereits beim Vorgängermodell gut bewährt.
Die Mundfläche
wurde mit 1000 cm² festgelegt, für einen max. Wirkungsgrad wurde die Halsfläche
AH mit 65 cm² gewählt, d.h. AH/Sd ≈ 50%. Die Hornkanallänge L wurde mit 2,10 m gewählt. Diese Kennzahlen
spiegeln sich auch in der Typenbezeichnung H1000/65 L210 wieder.
Ein Horn mit hyperbolischem
Hornverlauf öffnet sich anfangs deutlich langsamer als ein vergleichbares Horn mit
exponentiellem Verlauf. Dies erfordert besondere Rücksichtnahme bei der Planung
des Gehäuses. Erst durch den hyperbolischen Hornverlauf kann ein einfach
gefalteter Hornkanal in zwei Ebenen relativ einfach realisiert werden; dies war
mit ein Grund, weshalb ich mich für ein hyperbolisches Horn entschieden habe.
Gehäuseaufbau
Die
Besonderheit des Gehäuses besteht darin, dass der Querschnitt des Hornkanals nach
dem ersten Viertel symmetrisch aufgeteilt wird und nach dem zweiten Viertel
wieder in einem gemeinsamen Kanal vereint wird. Die erste Hälfte des Hornkanals
verläuft in Ebene I parallel zur Frontplatte des Gehäuses, die zweite Hälfte
erstreckt sich in Ebene II entlang der Rückwand bis zum Boden. Dies ermöglicht
in der oberen Gehäusehälfte eine sehr geringe Konstruktionstiefe und eignet
sich besonders für den hyperbolischen Hornverlauf, bei dem sich der Querschnitt
anfangs relativ langsam erweitert. Für den Aufbau des Rohgehäuses wurden 16 und
12 mm MDF-Platten verwendet. Um Gewicht zu sparen und gleichzeitig eine wirksame
akustische Dämpfung zu erzielen, wurde die Hornkontur dem hyperbolischen
Verlauf mit Weichfaserplatten bestmöglich angeglichen. Ebenso wurden die
Hornkehlen aus Weichfaserplatten polygonal ausgebildet. Um eine möglichst
schwingungsarme Konstruktion zu erzielen, wurden die Mittel- und Rückwand des
Gehäuses mit je einer Steife verstärkt.
Die auf das
Gehäuse aufgesetzte prismatische Druckkammer wurde aus 16 mm MDF-Platten
hergestellt. Um das Volumen der Druckkammer so gering wie möglich zu halten und
um stehende Wellen weitestgehend zu vermeiden, wurde der Grundriss trapezförmig
gewählt (die beiden Seitenwände stehen nicht parallel zueinander) und wurde inwendig
ein 45° geneigter Keil aus Weichfaserplatten zwischen Deckel und Rückwand
eingebaut. Bei den akustischen Messungen hat sich sehr schön gezeigt, daß es zu
keinen stehenden Wellen in der Druckkammer kommt! Die Druckkammer wird mittels
M8-Gewindestangen und Rändelmuttern dicht auf das Horngehäuse „aufgeschraubt“.
Diese Art der Befestigung ermöglicht jederzeit einen einfachen und raschen
Zugang zum Treiber, zur Weiche und zu den Polklemmen. Gleichzeitig können damit
auch verschiedene Druckkammern mit unterschiedlichen Treiben am Horngehäuse
betrieben und getestet werden.
Elektro-Akustische
Messungen
Bereits im Rohbauzustand
habe ich die Hornlautsprecher provisorisch in Betrieb genommen und erste elektro-akustische
Messungen durchgeführt. Dadurch gewinne ich einen ersten Höreindruck und der meßtechnisch
ermittelte Frequenzverlauf gibt Aufschluß über die „technischen Daten“ bzw. die
„technische Charakteristik“ des Lautsprechers, wie zB Schallpegel und
grundsätzlicher Impedanzverlauf. Dadurch kann ich noch in der Bauphase des
Lautsprechers auf ein paar Dinge Einfluß nehmen, wie zB Ausrundungen, Aussteifungen
und den Einbau von Dämpfungsmaterial. Sämtliche elektro-akustischen Messungen führe
ich mit der Software REW V5.31.2, dem Audiotreiber ASIO4ALL und noch ein paar
anderen Geräten (Audio Interface, Meßmikrofon, Audioverstärker, Schallpegelkalibrator,
etc) durch.
Nach der Fertigstellung
der Horngehäuse wird der Breitbandtreiber eingebaut und es folgen ausgiebige elektro-akustische
Messungen und Hörsitzungen zur finalen Feinabstimmung. Dabei führe ich immer
nur kleine Änderungen am Gesamtkonzept durch, um so den Effekt der jeweiligen
Maßnahme möglichst objektiv beurteilen zu können. Am Ende hat sich (für mich)
herausgestellt, dass die Lautsprecher mit 14 g Dämpfungsmaterial im ersten
Viertel des Schallkanals am besten klingen und damit auch ein übermäßiger
Impedanzanstieg im Tiefbassbereich wirkungsvoll unterbunden wird. Da der Sonido
bei etwa 9 kHz eine deutliche Pegelüberhöhung aufweist, habe ich diese mit
einem Sperrkreis auf ein vernünftiges Maß reduziert.
Klangbeschreibung
und Höreindruck
Da Klangbeschreibungen immer schwierig,
subjektiv und für Außenstehende kaum nachvollziehbar sind, versuche ich hier im
Wesentlichen Klangunterschiede zu meiner Fostex FE168ES in E840/140 L280 herauszuarbeiten.
Gelegentlich habe ich auch die Visaton B100 E600/28 L190 für den Klangvergleich
herangezogen.
Der Klang der
SEAS FEA18RCZ H1794-08 ist im
Tieftonbereich kräftiger als bei den Sonido, jedoch sind die Mitten und der
Präsenzbereich etwas zurückhaltender, was auf die Pegelabsenkung von rd. 4 dB zwischen
4 und 7 kHz zurückzuführen ist. Im Brillance Bereich legt der SEAS wieder
deutlich zu und präsentiert die Höhen überaus klar und transparent. Insgesamt
spielen die SEAS mit druckvollem Bass bei etwas zurückhaltendem
Mittelhochtonbereich, was im Vergleich zu den Sonido einen etwas weniger
explosiven Klangeindruck vermittelt. Selbst bei sehr großen Lautstärken lässt
der SEAS nur geringe Membranauslenkungen erkennen! Die Wiedergabe von
Sprechstimmen klingt natürlich und nicht unangenehm. Bei längerem Hören der
SEAS vermisse ich den sehr direkten Eindruck, den die Sonido und die Fostex vermitteln
können; auch ist mir der Bass etwas zu präsent (dies könnte mit etwas mehr
Dämmwolle noch optimiert werden).
Verkauf
Aus Platzmangel
biete ich die Hornlautsprecher mit den Sonido und den SEAS Treibern zum
Verkauf an. Wer will, kann sich nachstehend die detaillierte Verkaufsbeschreibung,
basierend auf dem anfangs dargelegten Design- und Entstehungsprozess nochmals
ansehen.
Die
Gehäuse sind in mattem „Havanna 13“
lackiert und harmonieren hervorragend mit den naturweißen Papiermembranen der
SFR175A. Die extravaganten Gehäuse sind immer ein Hingucker und bilden einen einmaligen
Blickfang in jedem Wohnzimmer bzw. Hörraum. Für die bestmögliche Performance
sollten die Lautsprecher wandnah aufgestellt werden, die Positionierung in den
Raumecken verstärkt die Tieftonwiedergabe zusätzlich. Bei einem Basisabstand
der Boxen zueinander von 1,5-2,0 m beträgt der ideale Hörabstand ca. 2,0-3,0 m.
Die optimale Aufstellung ist von den räumlichen Gegebenheiten des Hörraums
abhängig und muss jeweils durch „Ausprobieren“ ermittelt werden.
Die Lautsprecher sprechen Musikliebhaber an, denen Musikalität mehr
bedeutet als Lautstärke und dröhnende Bassläufe. Dank des hohen Wirkungsgrades
der Horngehäuse (92-93dB/W/m), können selbst bei geringen Verstärkerleistungen noch
ausreichend große Lautstärken erzielt werden. Das Klangerlebnis von
Exponentialhörnern unterscheidet sich von gängigen Prinzipien wie zB Bassreflex
oder geschlossenen Boxen deutlich. Aus physikalischen Gründen kann mit einem
mittelgroßen Exponentialhorn kein so tiefer Bass wie zB mit einer Bassreflex
Box erzielt werden; die Dynamik ist jedoch nicht zu überbieten und wird von
keinem anderen Lautsprecher übertroffen. Die direkte, räumliche und leichtfüßige
Wiedergabe von Musik machen den Reiz eines Exponentialhorns aus.
Zusätzlich zu den Sonido SFR175A werden die
Horngehäuse mit zwei SEAS (FEA18RCZ
H1794-08, Nennleistung 40W/8Ω) Breitbandlautsprechern abgegeben. Die SEAS Treiber sind norwegische
Fabrikate und haben in der Fachwelt seit jeher einen guten Ruf. Die SEAS
besitzen eine blau-graue Papiermembrane mit Papyrus Fasern und sind jeweils in einem
eigenen quaderförmigen Druckkammergehäusen eingebaut. So kann die Druckkammer
mit den SONIDO je nach Lust und Laune gegen die Druckkammer der SEAS
ausgetauscht und einfach auf das hyperbolische Horngehäuse aufgesetzt werden. Die SEAS sind im Tieftonbereich wuchtiger, liefern jedoch kein so
explosives und detailliertes Klangbild wie die Sonido, auch liegt die
Empfindlichkeit mit 91dB/W/m geringfügig unter jener der Sonido. Die SEAS sind
pegelfester als die Sonido und spielen aufgrund der höheren mechanischen
Dämpfung mit geringerem Membranhub.
Im Vergleich
zu den SEAS klingen die Sonido insgesamt dynamischer, direkter, detailreicher,
freier und im Mittelhochtonbereich gnadenlos zupackend. Der etwas
zurückhaltende Tieftonbereich kann je nach Geschmack gut mit dem
Bass-Klangregler korrigiert werden, ohne unnatürlich oder aufdringlich zu
klingen. Die außergewöhnlich große Dynamik und Detailzeichnung der Sonido ist
auf das sehr geringe Membrangewicht von nur 8,6 g zurückzuführen; das
Membrangewicht der SEAS hingegen ist mit 12,1 g um 40% höher!
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